Der Macro Platz in meiner Fototasche war fest an das feine Leica R-Elmarit 60mm f2.8 vergeben. Zu überzeugend hatte es seine Leistung bei der Erstellung von Macro Fotos und auch als mittellanges Portrait Tele bewiesen. Doch dann kaufte ich mein erstes Olympus OM Objektiv. Es war das OM Zuiko 24mm f2.8. Und der Weg zum "Zuikoholiker" nahm seinen Lauf. Eigentlich nur zum Ausprobieren der Brennweite 24mm (durch den Crop meiner Fuji X-E1 wird ja ein KB 35mm daraus) gedacht, begeisterte es mich durch seine fantastische Abbildungsqualität. Näheres zum Zuiko 24 in einem eigenen Beitrag nächste Woche.
Gut, das Zuiko gefiel mit dem normalen Adapter Olympus OM auf Fuji X und die Anschaffung eines weiteren Adapters mit eingebauter Tilt/Shift Funktion erfolgte. Was ist Tilt/Shift, und was will ich damit?
Die Tilt- und Shift-Funktionen sind ein Erbe aus der Großformatfotografie und in der Landschafts-, Architektur- und Produktfotografie bis heute verbreitet im Einsatz. Tilt bedeutet das Verschwenken, Shift das parallele Verschieben des Linsensystems gegenüber dem Sensor.
Die Tilt-Funktion kippt die optische Achse des Objektivs aus der Senkrechten zur Bildebene. Damit kippt auch die Schärfeebene und es ist möglich, diese auf eine Ebene zu legen, die nicht parallel zum Sensor liegt. Das ist vorteilhaft, wenn man bei Tabletop-Aufnahmen mit der Schärfentiefe zu kämpfen hat.
Die Shift-Funktion verschiebt die optische Achse des Objektivs; die senkrechte Ausrichtung zur Sensorebene bleibt dabei erhalten. Damit vermeidet oder reduziert man die perspektivische Verzerrung zum Beispiel in der Architekturfotografie.
Die Shift-Funktion verschiebt die optische Achse des Objektivs; die senkrechte Ausrichtung zur Sensorebene bleibt dabei erhalten. Damit vermeidet oder reduziert man die perspektivische Verzerrung zum Beispiel in der Architekturfotografie.
Da also ein solcher Tilt/Shift Adapter für Zuiko Objektive nun mal im Zulauf war, bot sich der logische Gedanke an auch im Macro Bereich die Vorzüge zu genießen und das R-Elmarit gegen ein entsprechendes Olympus Zuiko Macro zu tauschen.
Wer sich übrigens wundert warum immer noch nicht die Rede vom Tokina ist, Geduld bitte. ;-)
Als passende Zuiko Macros waren schnell die beiden Modelle Zuiko-Macro 50mm f2 und Zuiko-Macro 90mm f2 ausgemacht. Leider sind beide Objektive zwar extrem gut, aber auch genauso selten und damit nur sehr hochpreisig (ca. 500 Euro und ca. 800 Euro!) auf dem Gebrauchtmarkt zu finden.
Das war mir zu teuer.
Der Zufall führte mich auf der nordamerikanischen eBay Seite zu einem Angebot für ein Tokina 90mm f2.5 Macro mit passendem Olympus OM Bajonett! Ich hatte Glück mit meinem Gebot und incl. Steuer und Zoll landete das Objektiv für runde 300 Euro auf meinem Tisch:
Dieses "legendäre" Objektiv, das nach dem Niedergang der Firma Vivitar in Form der Patentübernahme für das Vivitar Serie 1 Makro 2.5/90mm durch Tokina wieder aufgelegt wurde und mit verschiedenen Anschlüssen in den 80er Jahren wieder in den Handel kam, trägt den Spitznamen Bokina. Er rührt daher das es ein besonders weiches Bokeh haben soll, sprich das der Verlauf der Unschärfe bei Freistellung sehr ruhig und angenehm ist.
Die Verarbeitung ist perfekt und mit seinem Gewicht von gut 400gr liegt es prima in der Hand. Wie bei einem manuellen Macro nicht anders zu erwarten ist die Fokussierung eine bloße Freude. Das Objektiv "gleitet wie durch Sahne" beim Drehen des Fokusringes. :-)
Hier die technischen Daten:
Brennweite = 90mm
Lichtstärke = 2.5
Blendenreihe von 2.5-32
8 Elemente in 7 Gruppen
8 Blendenlamellen
Filterdurchmesser 55mm
Naheinstellgrenze 39cm.. 1:2
Hier die technischen Daten:
Lichtstärke = 2.5
Blendenreihe von 2.5-32
8 Elemente in 7 Gruppen
8 Blendenlamellen
Filterdurchmesser 55mm
Naheinstellgrenze 39cm.. 1:2
Hier mal ein Blendenreihe von f2.5 bis f 32.
Die Unschärfebereiche gefallen mir wirklich sehr gut. Man beachte die Spitzlichter an den Edelstahlgriffen der Küchenschränke und rechts die Edelstahlfassung der Küchenwaage. An den Bananen ist sehr schön zu sehen das das Bokeh im Hintergrund sowie im Vordergrund gleich weich ist. Häufig ist es in der technischen Planung der Objektive sehr schwer dieses zu verwirklichen. (Typisches Beispiel dafür ist das berühmte Pentax FA43 das im Hintergrund weich wie Butter abbildet, aber im Vordergrund häufig harsch wirken kann. Daher sein Spitzname "Zicke".)
Gleichzeitig ist das Tokina natürlich ein Macro und meistert die Arbeit in dem Bereich mit Bravour.
Hier 100% Crops aus den ersten Bildern. Fokussiert wurde aufs Ohr.
f2.5
f4
Ein Weinetikett bei Offenblende.
Der erste Eindruck von dem "neuen" Objektiv ist also sehr vielversprechend! Ich freue mich auf die ersten Bilder im Portraitbereich und natürlich auf den Einsatz als Macro.
Gut das es "anders" kam als geplant und ich diesen Klassiker des japanischen Objektivbaues somit kennenlernen durfte. :-)
Sehr schöne Einschätzung dieses ausserordentlich guten Objektivs.
AntwortenLöschenIch habe es inzwischen an der Sony A7 und bin von den Ergebnissen sehr begeistert.
Viele Grüße und immer Gut´Licht
Helmuth
moin rainer,
AntwortenLöschengerade auf deinen artike gestoßen - sehr interessant! danke!
seit gestern hab ich die fuji x-t2 - und bin begeistert! mit dem normalen OM-adapter kann ich da nun auch mein zuiko 24er-shift + das zuiko 35er-shift verwenden. und für die anderen OM-objektive, die ich noch hab, hab ich mir den fotodiox-pro-shift-adapter noch bestellt. einen Adapter mit eingebauter Tilt/Shift Funktion, wie du erwähnst, hab ich aber nicht gefunden - woher hast du ihn?
wünsche besinnliche fiertage und alles gute fürs neue jahr, friedhelm