Freitag, 28. Juni 2013

Foto Technik: "Heavy Metal Made In Germany". Leica Macro Elmarit R 60mm f2.8



Kaum hatte ich mich vor zwei Wochen für das Olympus Makro Objektiv entschieden, siehe Makro Shootout, und schon kommt es anders als man denkt. Ein Händler in Tübingen machte mir diese Woche ein unmoralisches Angebot für ein Leica R Objektiv Macro Elmarit 60mm f2.8:



Das Objektiv wurde für die Nutzung an Leicas Spiegelreflex Serie R gerechnet und 1972 auf dem Markt gebracht. Leica versprach sehr gute Bildqualität im Nahbereich, hohe Schärfe und faszinierende Detailtreue. Mit ein bis zwei Abblendstufen sollen auch auf größere Distanzen hervorragende Ergebnisse erzielt werden. Vignettierung und Verzeichnung sollen praktisch nicht vorhanden sein. Wer in diesem Brennweitenbereich auf extreme Lichtstärke verzichtet könne, um dagegen eine Entfernungseinstellung von unendlich bis 27 cm (Abbildungsverhältnis 1:2) auszunutzen, für den sei es die perfekte Wahl.

In Kombination mit dem Leica Macro-Adapter-R (links im Bild) lässt sich ein Abbildungsverhältnis von 1:1 erzielen.
Mit einer Länge von 63 mm einem Durchmesser von 68 mm und einem Gewicht: ca. 400 g schon als Grundobjektiv ein richtiger Brocken.


Kombiniert mit dem Leica 1:1 Macro Adapter und und dem Quenox Leica R auf M Adapter dann eine fast Waffenschein pflichtige Kombination.


Dieses Exemplar aus dem Baujahr 1977 ist äußerlich recht gut erhalten und vom Glas einwandfrei. Die Verarbeitung wird dem Anspruch Made in Germany im besten Sinne gerecht. Alle Einstellringe laufen wie Butter. Ich gebe es zu, auch wenn ich weiss das moderne Kunststoffe Metall in den Punkten Haltbarkeit und Funktion wenigstens ebenbürtig ist: Das haptische Gefühl ein fettes Objektiv aus Glas und Metall zu nutzen ist unvergleichlich!

Die Kombination mit der kleinen Ricoh GXR ist schwer aber gut einsetzbar. Schauen wir uns eine Blendenreihe von f2.8, f4, f5.6 und f8 ohne Macro-Adapter an.





Und das Ganze nun mit dem R-Adapter.






An Auflösung und Detailwiedergabe wird eine sehr hohe Qualität erreicht. Die Verwendung des 1:1 Adapters verkürzt die nutzbare Größe der Schärfetiefe zwar wieder (ähnlich den Makroringen die ich letzte Woche an dem Olympus Objektiv vorstellte: siehe Kenko Macroringe), aber der Vergößerungsgewinn ist beeidruckend. Eine 100% Ansicht der oben aufgeführten f8 Aufnahme (bitte mal anklicken):


OK, die Anwendung als Makro Objektiv ist unzweifelhaft sehr gut.
Gespannt war ich aber auf die Leistung auf mittlere und große Entfernungen. Alle Bilder bei Blende f2.8 um auch die Abbildung der Unschärfe Bereiche, sprich das Bokeh, zu prüfen.

Fangen wir an mit größerer Motiv Entfernung.




Bokehverlauf an den Planken des Bootes. Der Übergang vom scharfen zum unscharfen Bereich ist sehr gleichmäßig und cremig.

Fantastisch auch die Farbwiedergabe und Wärme.


Die Kombination von grandioser Schärfe ab Offenblende mit ruhigem Bokeh lässt Freistellung regelrecht 3-D mäßig ins Auge poppen!



Das Fazit ist recht schnell und einfach auf den Punkt gebracht:

Hammer!

Ich habe noch nie ein Objektiv besessen welches so unterschiedliche Abbildungseigenschaften in sich vereint.

  • Schärfe: Check.
  • Auflösung: Check.
  • Farbwiedergabe: Check.
  • Plastizität: Check.
  • Verarbeitung: Check.
  • Haptik: Check.

Gut erhaltene Exemplare sind mit Geduld und Glück von Privat in Foren und bei eBay  für ca. 300 bis 400 Euro, bei Händlern mit Garantie für ca. 500 bis 700 Euro zu bekommen.

Dieses wunderbare Objektiv kann ich nur wärmstens empfehlen!

Samstag, 22. Juni 2013

Foto Technik: "Drei technische Löcher, bitte..." Zwischenringe für Makro Objektive

"Nun machen wir mal ein Technisches Loch". 
So pflegte es ein Verwandter praktisch auszudrücken bevor er den großen Hammer schwang um Platz für ein neues Fenster zu schaffen. 
Nun ist die Bezeichnung Loch für einen Zwischenring sicherlich falsch, trotzdem war meine Frau erstaunt das ich für so ein "künstliches Loch" auch Geld bezahlte. ;-) 
Rohr hätte es statt Loch besser getroffen, handelt es sich doch bei den meisten Zwischenringen um eine simple Verlängerung des Abstandes zwischen der Bildebene der Kamera (also entweder dem Film oder dem Sensor) und dem Objektiv. Wir können mittels dieses Rohres näher an das Motiv heran und der Abbildungsmaßstab vergrößert sich. 
Dabei ist die Einfachheit der Konstruktion gewollt und gewünscht. Erspart die Bauweise aus lichtdichtem Rohr und passendem Bajonett Anschluß doch jegliches bildverfälschendes optisches Element wie Linsen zum Beispiel. Die optische Qualität des verwendeten Objektives bleibt erhalten. Einzig die Lichtstärke sinkt Prinzip bedingt. Und zwar um etwa eine Blendenstufe bei einem Abbildungsmaßstab von 1:2 und zwei Blendenstufen bei einem Abbildungsmaßstab von 1:1. Dieser Effekt tritt bei Makro Objektiven aber auch auf. Zwischenringe gibt es nun in verschiedenen Größen. Deren Verlängerung wird in Millimetern angegeben; sie bezeichnet die zusätzliche Entfernung zwischen Objektiv und Bildebene, die durch Einsatz des Zwischenrings entsteht. Heute schauen wir uns drei Zwischenringe des renommierten japanischen Herstellers Kenko in den Größen 12mm, 20mm und 36mm an:



Verwendet werden die Ringe an dem letzte Woche besprochenen Olympus Zuiko MC Auto 50mm f3.5 Objektiv. Dieses Makro Objektiv mit dem maximalen Vergrößerungsmaßstab von 1:2 fertigt angenehme Nahaufnahmen von zum Beispiel Blumen:

Zweimal mit Offenblende f3.5




Einmal abgeblendet auf f8



Selbst so abgeblendet ist die Darstellung von Details durch Ausschneiden und Vergrößern im Bildbearbeitungsprogramm begrenzt:



Nun unter Verwendung des Zwischenringes 20mm:


Die Auflösung steigert sich deutlich.
Klar feststellbar ist allerdings auch die oben beschriebene Verkürzung der abbildbaren Schärfeebene. Ist sie (an dem hier verwendeten 50mm Makro) bei dem 12mm und dem 20mm Ring noch durchaus um die zwanzig groß, so schrumpft sie an dem 36mm Ring auf wenige Zentimeter. Da bleibt häufig nicht viel abbildbares übrig:


Trotzdem sei die Verwendung solcher Zwischenringe jedem ans Herz gelegt. Schaffen sie doch mit geringen finanziellen Mitteln (die drei Kenkos kosteten mich bei eBay 39,-- Euro!) eine deutliche Steigerung der Nahabbildungsfähigkeiten der meisten Objektive.

Bleibt als Fazit also: "Technische Löcher in der Fototechnik? Sehr empfehlenswert!"

Sonntag, 16. Juni 2013

Foto Technik: "Duell der Senioren...". Macro Shootout Asahi Pentax Super-Takumar 50mm f4 vs. Olympus Zuiko MC Auto 50mm f3.5





Bauart bedingt gibt es im Leica M-System keine Normal Objektive mit einer Naheinstellgrenze von deutlich unter einem Meter. Die Technik des Mischbild Entfernungssuchers erlaubt ein sauberes Fokussieren durch einen Sucher, der ja eben nicht wie ein Spiegelreflex Kamera Sucher durch das Objektiv schaut sondern durch ein eigenes Sucherfenster, nicht. Zu groß ist der Unterschied zwischen dem Bild was man durch diesen externen Sucher sieht und was die Kamera wirklich ablichtet: Stichwort Parallaxenfehler

Pech für den Nutzer der Leica Messsucher Kameras, Makros sind kaum machbar. Glück für uns Anwender der Ricoh GXR ist nun das unser Blick elektronisch durch den Sensor fällt und unsere Sicht identisch ist mit dem was die GXR aufnimmt. Wir dürfen nun also mit normalen Brennweiten das M-Bajonet der Ricoh nutzen und trotzdem Makros machen. Indem wir mittels Adapter nämlich feine Makro Objektive aus der Spiegelreflex Welt nutzen.

Da steht, wie letzte Woche im Bericht über das Helios Objektiv beim Punkt Anschlussmöglichkeiten schon erklärt (Auflagemaß), ja nun ein Meer von Objektiven zur Verfügung. Ausgewählt habe ich daraus nun zwei alte, sprich "Senioren" Objektive von Pentax und Olympus.

Beginnen wir mit dem älteren Vertreter der beiden und schauen uns das Pentax genauer an.

Asahi Super-Macro-Takumar 50mm f4


In fetter Vollmetall Bauweise (Gewicht etwas mehr als ein halbes Pfund) liegt das Asahi Objektiv in unserer Hand. Dieses 50mm f4 ist der Nachfolger des erste Makro Objektiv das Pentax in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts herstellte. Die Bezeichnung Super erklärt das es vergütete Linsen hat und die Seriennummer verrät uns ausserdem das es aus dem Jahr 1973 stammt. Die verbaute Optik ist eine Tessar-Rechnung mit 4 Elementen in 3 Gruppen, die Naheinstellgrenze beträgt 23cm und somit ergibt sich ein Abbildungsmassstab von 1:2. Das ist noch nicht ganz Makro, das wäre ein Massstab von 1:1, aber wir kommen schon mächtig nah ran.





Zuiko MC Auto-Macro 50mm f3.5




Als Sparringspartner nun ein etwas jüngeres Objektiv aus dem Hause Olympus. Das Zuiko ist etwas kleiner in der Bauform und mit 200gr auch etwas leichter. Die verbaute Optik mit 5 Elementen in 4 Gruppen ermöglicht eine Naheinstellgrenze von auch 23cm und somit ergibt ebenfalls ein Abbildungsmassstab von 1:2. Die Seriennummer verweist auf eine Produktion aus Anfang der 80er Jahre. Das Objektiv ist als moderneres Makro auch auf den Nahbereich gerechnet, besitzt aber sogenannte Floating Elements. Das heisst es verschiebt während des Fokussierens einzelne Linsengruppen relativ zueinander. Dadurch verändert es zwar auch seine Brennweite leicht, die Abbildung ausserhalb des Nahbereiches soll sich durch diesen technischen Kunstgriff aber deutlich verbessern.




Die Objektive werden nun mit ihren passenden Adaptern von einmal Bajonett Olympus OM und einmal M42 auf Leica M erweitert.





Und schon geht das los würde Fotofreund Paddy als echter Hamburger wohl sagen. Übrigens ein sehr empfehlenswerter und humorvoller  Blog über professionelle Fotografie in heutigen Tagen: http://neunzehn72.de/

Deswegen jetzt eine Auswahl von Bildern die mit gleicher, oder ähnlicher Blendeneinstellung gefertigt wurden.  Ähnlich, weil ich schon die Offenblend Leistung beider Objektive vergleichen wollte und deswegen f3.5 beim Olympus f4 beim Pentax gegen über gestellt habe.

Links im Bild immer das Olympus.

Offenblende






Blende f8, 100% Ansicht



Blende f11, 100% Ansicht



Die Auflösung erscheint mir sehr ähnlich. Häufig ist im Vergleich die absolute Lage des Fokus geringfügig anders. So ist eine Bewertung von Bilddetails leicht schwierig. Ich kann nach Sichtung von vielen Dutzend Fotos nur sagen das ich beide recht gleichwertig empfinde. Das Takumar hat einen Tick mehr Kontrast vielleicht? 
Auch ist die farbliche Abbildung einen Hauch wärmer. 
Beides nichts was man nicht im Lightroom seinem persönlichen Geschmack anpassen kann. 

Natürlich komme ich um einen Bokeh Test nicht herum. Ist mir doch persönlich die cremige Wiedergabe von Bildanteilen im Unschärfebereich immer sehr wichtig.

Bokeh bei Offenblende



Auch hier empfinde ich die Unterschiede persönlich als marginal. Beide Objektive sind durchaus in der Lage den Hintergrund bei zum Beispiel Portrait Aufnahmen angenehm zu gestalten. 

Fazit

Ich habe mich für den Verbleib des Olympus entschieden. Das Objektiv ist bei Nahaufnahmen (vielleicht) einen Hauch schwächer als das Takumar, aber es hat für mich persönlich einige Vorteile:

  • es ist kleiner
  • es ist leichter
  • es bildet auf Entfernung etwas besser ab
  • ich kann es an seinem eigenen Adapter verwenden und muss nicht wie beim M42er Takumar den Adapter teilen mit meinem M42er Helios Objektiv
  • der Blendenring befindet sich vorne am Objektiv, so wie bei meinen anderen Objektiven auch

Beides sind klasse Objektive und bei den aktuellen Gebraucht Preisen von ca. 100 bis 150 Euro pro Stück macht man nichts verkehrt. Ich darf also mit Respekt feststellen:

Alle Achtung was die beiden "Senioren" noch so auf die Foto Beine stellen!

Sonntag, 9. Juni 2013

Foto Technik: M42 Objektiv Zenit Helios 44m-6, 58mm f2. "Meister des Gewirbels"...



Einer der Hauptgründe warum ich so von der Kamera Ricoh GXR-M fasziniert bin, ist ihre Funktion der elektronischen Fokussierhilfen beim Anschluss mechanischer Objektive und die Tatsache das man an dem an ihr verbauten Leica M-Bajonett so ziemlich alles anschließen kann was vom Auflagemass her größer als das Leica M-Mass 27,5 mm ist. (Das Auflagemass definiert hierbei den Abstand von Film/Sensor Ebene zur Aussenfläche der Objektivfassung). Hier eine Aufstellung der möglichen Anschlusskandidaten für Leica M in mm:

Leica M Bajonett 27,80

Grösser ist und damit passend:

Kleinbild
  • Leica M39 Gewinde 28,80
  • Canon FD/FL 42,00
  • Minolta MD 43,50
  • Canon EOS 44,00
  • Minolta AF 44,50
  • Exakta 44,70
  • Contax/ Yashica 45,50
  • M42 45,50
  • Pentax K 45,50
  • Olympus OM 46,00
  • Nikon 46,50
  • Leica R 47,00
  • T2 mount 55,00
Mittelformat
  • Mamiya 645-Bajonett 63,30
  • Pentacon Six 74,10
  • Hasselblad Bajonett 74,90
  • Hasselblad Gewinde 82,10

Für das gewählte Objektiv wird also nun nur noch der mechanisch passende Adapter bestellt (eBay ist da eine schier unerschöpfliche Quelle) und schon kann es losgehen. 

Nehmen wir zum Beispiel das Bajonett M42. Diese über viele Jahrzehnte vor allem an Spiegelreflexkameras benutzte Anschlußnorm ist häufig auf dem Gebrauchtmarkt zu finden. 

Ein besonders interessanter Vertreter ist nun das Zenit 44. Handelt es sich doch um eine russische Weiterentwicklung einer renommierten Zeiss Rechnung.
Das Helios 44 wurde ca. von 1958 bis ca. 1994 in der UDSSR gebaut, eigentlich ist die optische Rechnung eine Kopie des Carl Zeiss Biotar 58mm 2.0. Das 58mm f2 Helios ist eine feine und vor allem günstige Möglichkeit (es wird gebraucht ab ca. 30 Euro gehandelt) in die Welt der manuellen M-42 Objektive einzusteigen. Hat man doch, adaptiert an eine APS-C Kamera mit Crop 1.5, einen Blickwinkel der ca. 85mm Kleinbild entspricht.

Also eine interessante kurze Portraitbrennweite.

In Vollmetall gefertigt gibt uns das Objektiv sehr klar Auskunft darüber was man in der UDSSR von Foto-Feinmechanik verstand. Da klappert nix und Fokus- sowie Blendeneinstellung laufen satt und sauber.



Die Abbildung ist sehr gut. Schärfe und Auflösung passen durchaus in die heutige Zeit. Randunschärfen sind auszumachen, bei klassischer Portrait Anwendung aber zu vernachlässigen.

Eine Besonderheit des Objektives ist seine Wiedergabe von Unschärfe Bereichen. Ich habe (in taktloser Übersetzung des häufig bei englischen Fotofreunden benutzten Begriffes "Master of  Swirling Bokeh") es Oben ja als "Meister des Gewirbels" angekündigt. Bitte schön:





Wie vieles im Leben sicherlich Geschmacksache. Mir gefällt das Objektiv gerade weil es anders ist. Und in den klassischen Leistungskriterien wie Schärfe und Auflösung gibt es sowieso nichts auszusetzen.



Ziehe ich dann noch den günstigen Gebrauchtpreis hinzu, dann gibt es eine klare Empfehlung für das Helios 44. 

Samstag, 1. Juni 2013

Foto Technik: Ricoh GXR Systemkamera. Meine Reise ins Reich der EVILs...

Wie ich in meinem Posting über meine acht Jahre DSLR Fotografie ausführlich erläuterte, war ich im Jahre 2011 frustriert über die Genauigkeit und Langzeitstabilität meiner Pentax K7 Kamera. Zu oft hatte ich Fotos "verloren" indem der AF schlecht saß. Legionen meiner Fotokameraden war zu dem damit beschäftigt, bewaffnet mit Testcharts und Testaufbauten, Feineinstellungen an Objektiven und Kameras vorzunehmen. Der Begriff "Frontfokus" beispielsweise führt bei Google Heute zu 149.000 Treffern...

Der Wunsch nach einer einfachen Kamera mit manueller Fokussierung wurde immer größer. Ein optischer Sucher war mir nicht wichtig, es konnte gerne eine Kamera mit elektronischem Sucher sein. Also ein Electronic Viewfinder Interchangeable Lenses Modell, sprich EVIL. Ein beliebtes Wortspiel von DSLR Anhängern, wegen der eigentlichen Bedeutung von evil = böse. Eine böse Kamera aus Sicht der Traditionalisten, weil keine alt hergebrachten Bauteile wie optischer Sucher und Spiegel mehr verbaut sind.

Flugs war ein persönliches Pflichtenheft aufgestellt:

  • APS-C Sensor
  • Kleines Baumaß
  • angenehme Haptik
  • praktische Fokushilfen für manuelle Objektive
  • direkte Zugriffsmöglichkeiten über Knöpfe und Schalter
  • kleine, bokehstarke Festbrennweiten
  • Makrooption
  • einigermassen Rauschfrei
  • Adaptionsmöglichkeit von Leica M Objektiven
  • DNG Raw Option

Da es die faszinierende Fuji im Jahre 2011 noch nicht mit Wechselbajonett gab und mir die Leica M9 Messsucherkamera zu teuer war, blieb nur eine Option.

Die Ricoh GXR. Herstellerlink.

Das Konzept den Aufnahmesensor mit dem Objektiv zu festen Modulen zu verheiraten schien interessant. War es doch so möglich staubdichte Einheiten von exakt aufeinander abgestimmten Sensor/Objektiv Systemen zu bilden. Dies sollte leichter sein, kleiner und von der Abbildung besser als "willkürlich" zusammen gestellte Kombinationen anderer Hersteller die ihren Einheiten ja eine möglichst große Flexibilität mitgeben müssen. Der Nachteil liegt natürlich Prinzip bedingt auch klar auf der Hand: Ist mal der Wunsch nach einem neuen Sensor da (größere Auflösung etc.) dann muß das Objektiv mit ausgetauscht werden.

Ich hatte wie so häufig Glück und zeitgleich mit meinem Interesse bot ein netter Wiener seine kaum gebrauchte GXR Ausrüstung mit einem guten Rabatt zum Kauf an. (Hallo Bernhard :-) )
Ich nutzte einen beruflichen Termin in Wien und kaufte die Ausrüstung an. Die ersten Wochen mit den beiden Modulen 28mm (KB) und 50mm (KB) begeisterten mich mit sehr guten Bildergebnissen.

28mm Modul:

Weitwinkel mit prima Auflösung und sehr gutem Bokeh.



50mm Modul:

Die Auflösung und Schärfe passt.



Das Schärfe und Bokeh beides recht ansprechend sind ist durchaus nicht üblich. Häufig leidet bei der Entwicklung von Objektiven einer der beiden Aspekte zugunsten des anderen. 




Die Makro Option des 50ers reicht mir völlig aus, und selbst bei Iso 3200 ist das Rauschen akzeptabel.


Ich lernte das die Kamera in RAW keinerlei kamerainterne Rauschunterdrückung fährt. Bei dem Bild des Grashüpfers habe ich leicht mit LR3 entrauscht. In der Normalansicht ein durchaus verwendbares Ergebnis.

Ich besuchte kurz drauf einen Fotofreund in Trier. Ich bestaunte die große Pentax Ausrüstung mit allerlei Limiteds und DA* Zooms. Die K5 mit dem 16-50 plus Handgriff und Alleta Stabilizer wog mehr als die komplette Ricoh-Ausrüstung in meiner 5er Domke Tasche. Klar wußte ich das die beiden Ausrüstungen nicht vergleichbar sind, trotzdem verfestigte sich der Eindruck für meine subjektive Art des Fotografierens die richtige Wahl getroffen zu haben.

Kurz darauf stellte Ricoh auch das passende Leica M-Modul vor:

Video des Ricoh GXR M-Moduls

und ich war sicher: Das musst du probieren. Ich orderte eines der ersten in Deutschland verfügbaren Exemplare und im Herbst 2011 war es da.



Die große Welt der Millionen Objektive die mit Leica M Anschluss und größer (z.B. M39, M42, Pentax K, Canon FD und viele mehr) gefertigt wurden, stand mir nun offen.








Auch große und lichtstarke Objektive wie das CV Nokton 35mm f1.2 machen an der GXR eine gute Figur.


An der Qualität der Abbildung gibt es nicht viel zu mäkeln.
Meine persönlichen Foto-Bedürfnisse wie Weitwinkel


sowie Portrait- oder Dokumentations Aufnahmen





gelingen zu meiner persönlichen Zufriedenheit.

Fazit nach 2 Jahren

Wunschlos glücklich?
Nun das wäre sicherlich etwas hoch gegriffen, aber ich darf schon sagen das die Ricoh GXR (insbesondere mit dem M-Mount) mich so zufrieden stellt wie selten eine Kamera zuvor. Klar gibt es interessante Kameras anderer Hersteller, aber das lässt mich kalt. Die kleine Ricoh ist für meine Bedürfnisse genau richtig. Die Abbildungsqualität ist auf sehr hohem Niveau, Gewicht und Größe der Ausrüstung minimal. Der elektronische Sucher ist mit ca. 900.000 Pixeln noch ausreichend und er ist klappbar nach Oben. Ein Feature welches ich bei bodennahen Aufnahmen, oder bei der Arbeit vom Stativ, nicht mehr missen möchte. Die verschiedenen Arten der Fokushilfe sind immer noch einzigartig auf dem Weltmarkt und sie machen das Arbeiten mit manuellen Objektiven zum Genuss.

Ob ich sie zum Kauf empfehle?

Ja, wenn Sie Leica M Objektive adaptieren und nützen möchten. Abseits der originalen Leica Kameras für viele tausend Euros gibt es dann nichts besseres für Sie!

Sie wollen keine Leica Objektive nutzen?

Dann Nein. Das hat aber nur den Hintergrund das Ricoh, nach seiner zwischenzeitlichen Firmenzusammenführung mit Pentax, seine Prioritäten im Unternehmen verschoben hat und das System GXR auslaufen läßt. Trotzdem gibt es für mich kein Zurück mehr ins Lager der DSLRs. Und damit komme ich zu meiner Kaufempfehlung. Nicht die Ricoh GXR ist der Tipp, sondern die anderen modernen Systemkameras, EVILs, wie Sony Nex und Fuji X die von ihren Herstellern noch weiterentwickelt werden. Die sollten Sie sich mal näher anschauen. Vielleicht wird für Sie dann auch die Reise ins Reich der EVILs eine Fahrt ohne Wiederkehr... :-)