Samstag, 1. Juni 2013

Foto Technik: Ricoh GXR Systemkamera. Meine Reise ins Reich der EVILs...

Wie ich in meinem Posting über meine acht Jahre DSLR Fotografie ausführlich erläuterte, war ich im Jahre 2011 frustriert über die Genauigkeit und Langzeitstabilität meiner Pentax K7 Kamera. Zu oft hatte ich Fotos "verloren" indem der AF schlecht saß. Legionen meiner Fotokameraden war zu dem damit beschäftigt, bewaffnet mit Testcharts und Testaufbauten, Feineinstellungen an Objektiven und Kameras vorzunehmen. Der Begriff "Frontfokus" beispielsweise führt bei Google Heute zu 149.000 Treffern...

Der Wunsch nach einer einfachen Kamera mit manueller Fokussierung wurde immer größer. Ein optischer Sucher war mir nicht wichtig, es konnte gerne eine Kamera mit elektronischem Sucher sein. Also ein Electronic Viewfinder Interchangeable Lenses Modell, sprich EVIL. Ein beliebtes Wortspiel von DSLR Anhängern, wegen der eigentlichen Bedeutung von evil = böse. Eine böse Kamera aus Sicht der Traditionalisten, weil keine alt hergebrachten Bauteile wie optischer Sucher und Spiegel mehr verbaut sind.

Flugs war ein persönliches Pflichtenheft aufgestellt:

  • APS-C Sensor
  • Kleines Baumaß
  • angenehme Haptik
  • praktische Fokushilfen für manuelle Objektive
  • direkte Zugriffsmöglichkeiten über Knöpfe und Schalter
  • kleine, bokehstarke Festbrennweiten
  • Makrooption
  • einigermassen Rauschfrei
  • Adaptionsmöglichkeit von Leica M Objektiven
  • DNG Raw Option

Da es die faszinierende Fuji im Jahre 2011 noch nicht mit Wechselbajonett gab und mir die Leica M9 Messsucherkamera zu teuer war, blieb nur eine Option.

Die Ricoh GXR. Herstellerlink.

Das Konzept den Aufnahmesensor mit dem Objektiv zu festen Modulen zu verheiraten schien interessant. War es doch so möglich staubdichte Einheiten von exakt aufeinander abgestimmten Sensor/Objektiv Systemen zu bilden. Dies sollte leichter sein, kleiner und von der Abbildung besser als "willkürlich" zusammen gestellte Kombinationen anderer Hersteller die ihren Einheiten ja eine möglichst große Flexibilität mitgeben müssen. Der Nachteil liegt natürlich Prinzip bedingt auch klar auf der Hand: Ist mal der Wunsch nach einem neuen Sensor da (größere Auflösung etc.) dann muß das Objektiv mit ausgetauscht werden.

Ich hatte wie so häufig Glück und zeitgleich mit meinem Interesse bot ein netter Wiener seine kaum gebrauchte GXR Ausrüstung mit einem guten Rabatt zum Kauf an. (Hallo Bernhard :-) )
Ich nutzte einen beruflichen Termin in Wien und kaufte die Ausrüstung an. Die ersten Wochen mit den beiden Modulen 28mm (KB) und 50mm (KB) begeisterten mich mit sehr guten Bildergebnissen.

28mm Modul:

Weitwinkel mit prima Auflösung und sehr gutem Bokeh.



50mm Modul:

Die Auflösung und Schärfe passt.



Das Schärfe und Bokeh beides recht ansprechend sind ist durchaus nicht üblich. Häufig leidet bei der Entwicklung von Objektiven einer der beiden Aspekte zugunsten des anderen. 




Die Makro Option des 50ers reicht mir völlig aus, und selbst bei Iso 3200 ist das Rauschen akzeptabel.


Ich lernte das die Kamera in RAW keinerlei kamerainterne Rauschunterdrückung fährt. Bei dem Bild des Grashüpfers habe ich leicht mit LR3 entrauscht. In der Normalansicht ein durchaus verwendbares Ergebnis.

Ich besuchte kurz drauf einen Fotofreund in Trier. Ich bestaunte die große Pentax Ausrüstung mit allerlei Limiteds und DA* Zooms. Die K5 mit dem 16-50 plus Handgriff und Alleta Stabilizer wog mehr als die komplette Ricoh-Ausrüstung in meiner 5er Domke Tasche. Klar wußte ich das die beiden Ausrüstungen nicht vergleichbar sind, trotzdem verfestigte sich der Eindruck für meine subjektive Art des Fotografierens die richtige Wahl getroffen zu haben.

Kurz darauf stellte Ricoh auch das passende Leica M-Modul vor:

Video des Ricoh GXR M-Moduls

und ich war sicher: Das musst du probieren. Ich orderte eines der ersten in Deutschland verfügbaren Exemplare und im Herbst 2011 war es da.



Die große Welt der Millionen Objektive die mit Leica M Anschluss und größer (z.B. M39, M42, Pentax K, Canon FD und viele mehr) gefertigt wurden, stand mir nun offen.








Auch große und lichtstarke Objektive wie das CV Nokton 35mm f1.2 machen an der GXR eine gute Figur.


An der Qualität der Abbildung gibt es nicht viel zu mäkeln.
Meine persönlichen Foto-Bedürfnisse wie Weitwinkel


sowie Portrait- oder Dokumentations Aufnahmen





gelingen zu meiner persönlichen Zufriedenheit.

Fazit nach 2 Jahren

Wunschlos glücklich?
Nun das wäre sicherlich etwas hoch gegriffen, aber ich darf schon sagen das die Ricoh GXR (insbesondere mit dem M-Mount) mich so zufrieden stellt wie selten eine Kamera zuvor. Klar gibt es interessante Kameras anderer Hersteller, aber das lässt mich kalt. Die kleine Ricoh ist für meine Bedürfnisse genau richtig. Die Abbildungsqualität ist auf sehr hohem Niveau, Gewicht und Größe der Ausrüstung minimal. Der elektronische Sucher ist mit ca. 900.000 Pixeln noch ausreichend und er ist klappbar nach Oben. Ein Feature welches ich bei bodennahen Aufnahmen, oder bei der Arbeit vom Stativ, nicht mehr missen möchte. Die verschiedenen Arten der Fokushilfe sind immer noch einzigartig auf dem Weltmarkt und sie machen das Arbeiten mit manuellen Objektiven zum Genuss.

Ob ich sie zum Kauf empfehle?

Ja, wenn Sie Leica M Objektive adaptieren und nützen möchten. Abseits der originalen Leica Kameras für viele tausend Euros gibt es dann nichts besseres für Sie!

Sie wollen keine Leica Objektive nutzen?

Dann Nein. Das hat aber nur den Hintergrund das Ricoh, nach seiner zwischenzeitlichen Firmenzusammenführung mit Pentax, seine Prioritäten im Unternehmen verschoben hat und das System GXR auslaufen läßt. Trotzdem gibt es für mich kein Zurück mehr ins Lager der DSLRs. Und damit komme ich zu meiner Kaufempfehlung. Nicht die Ricoh GXR ist der Tipp, sondern die anderen modernen Systemkameras, EVILs, wie Sony Nex und Fuji X die von ihren Herstellern noch weiterentwickelt werden. Die sollten Sie sich mal näher anschauen. Vielleicht wird für Sie dann auch die Reise ins Reich der EVILs eine Fahrt ohne Wiederkehr... :-)

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